Spinoza und der „wissenschaftliche Atheismus“ des 21. Jahrhunderts
Ethische und politische Konsequenzen frühaufklärerischer und gegenwärtiger Religionskritik
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Diese Arbeit unternimmt einen kritischen Vergleich der frühaufklärerischen Religionskritik Baruch de Spinozas (1632-77) mit dem gegenwärtigen „Neuen Atheismus“, der von den sogenannten „Brights“ (R. Dawkins, Michael Schmidt-Salomon, Sam Harris) gegen die Offenbarungsreligionen ins Feld geführt wird. Herausgearbeitet werden die substanziellen wie logisch-argumentativen Gemeinsamkeiten und Parallelen zwischen der frühnaturalistischen Orthodoxie-Kritik Spinozas und der „Atheologie" der "Brights“. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf einem Vergleich der ethischen und politischen Dimensionen der beiden religionskritischen Programme.
Es kann deutlich gemacht werden, dass Spinoza in einem umfassenden und keineswegs bloß entfernten Sinne als Vordenker der bright'schen Religionskritik gelten darf. Zudem drängt sich die Wahrnehmung auf, dass die „Neuen Atheisten“ – trotz ihres Ausgangs bei gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Theorien – keine in einem eigentlichen Sinne neue Religionskritik formulieren, sondern lediglich die Topoi der aufklärerischen Orthodoxie-Kritik des 17. und 18. Jahrhunderts sowie deren ethische und politisch-philosophische Implikationen variieren – ohne diese jedoch inhaltlich zu erweitern. Den szientistischen und radikal-naturalistischen Positionen der Brights kann u. a. mit Argumenten von J. Habermas begegnet werden, für den, anders als für die „Neuen Atheisten“, das „Projekt Aufklärung“ nicht an eine pauschale epistemische und ethische Verwerfung religiöser Weltdeutungen geknüpft ist.
Diese Arbeit wurde vom Fachbereichsrat der Universität Koblenz-Landau, Abt. Koblenz (FB 2: Philologie / Kulturwissenschaften) als herausragende wissenschaftliche Leistung gewürdigt.