„Eine feste Burg“ schließt ihre Pforten - die Bugenhagenkirche zu Hamburg
Unter dem programmatischen Anspruch „Eine feste Burg“ entsteht im Hamburger Arbeiterviertel Barmbek Ende der 1920er Jahre eine moderne Großstadtkirche in der Formgebung des Neuen Bauens. Die Ausführung zeigt, dass die Kirche in ihrer Baugeschichte und ihrem Erscheinungsbild ihre Entstehungszeit voller Widersprüche zwischen überlieferter Tradition und neuen Zukunftsentwürfen repräsentiert und durch ihre Lage und Architektur kunst- und bauhistorisches Zeugnis vergangener Geisteshaltung und damit als Teil gesamtgesellschaftlicher Tradition ein Kulturdenkmal ist.
Die Bugenhagenkirche von 1929 wird aber bis in die 1990er Jahre in ihrer architektonischen Bedeutung kaum wahrgenommen. Unachtsame Veränderungen, Um- und Einbauten schmälern nachhaltig die Architekturqualität des Baus. 1992 wird die Bugenhagenkirche im Zuge eines Sanierungs- und Umbaukonzepts auf Initiative des beauftragten Architekten Bernhard Hirche unter Denkmalschutz gestellt.
Nur knapp sechs Jahre später wird die Kirche als Predigtstätte stillgelegt - damit berührt das bauliche und historische Schicksal der Bugenhagenkirche ein aktuelles und vielbesprochenes Thema: Die Diskussion um Kirchenschließungen und den künftigen Umgang mit den Bauobjekten. Die Frage ist, ob sich innerhalb dieser komplexen Thematik realistische Handlungskategorien entwickeln lassen, mit denen man im Falle einer Kirchenschließung objektiv und fallbezogen nachhaltige und verträgliche Lösungen finden kann.
Die Ausführung zeigt an dem Beispiel dieser Kirche sehr deutlich die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis. Es wird deutlich, welche schwer kalkulierbaren Einflussfaktoren, individuellen Schwierigkeiten und unklaren Verantwortlichkeiten bei der Schließung dieses künstlerisch bedeutsamen, aber offenbar unbeliebten Kirchenbaus eine Rolle spielen. Eine „Chronik“ schildert die Ereignisse, die zur Schließung und derzeitigen Nutzung der Kirche führen. Ferner werden die Reaktionen der beteiligten Protagonisten abgebildet, die Schließung und Zukunft des Baus kritisch beurteilt und in Bezug zu allgemeinen Überlegungen über den Umgang mit unserem kulturellen Erbe gesetzt.