Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt Johannisthal
Studien zur Entwicklungsgeschichte eines Bautyps im Kontext von Architektur und Psychiatrie
Anfang des 20. Jahrhunderts werden in der preußischen Rheinprovinz die bis dato kaum 30 Jahre bestehenden psychiatrischen Anstalten durch neuartige Bautypen abgelöst. Damit wird vor allem architektonisch ein Umdenken manifestiert, das moderne psychiatrische Therapiemethoden sowie eng damit verbundene städtebauliche und landschaftsarchitektonische Erkenntnisse vereint. Die nicht nur im Rheinland zu beobachtenden Veränderungen treten am Beispiel Johannisthal besonders luzide hervor. Der Isolation und Wegsperrung des Patienten von der Gesellschaft wird nun mit einer offenen, funktionalen wie bürgerlichen Architektur begegnet. Naturverbundene und ästhetisch aufgewertete, aber auch möglichst vertraute Lebens- und Arbeitsräume werden eingerichtet, um ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen. Die Anlage stellt einen Gegenpol zur Enge und Verschmutzung der industriell geprägten und überbevölkerten Städte um die Jahrhundertwende dar.
Die Analyse, Einordnung und Bedeutung des Bautyps Heil- und Pflegeanstalt als Gesamtkunstwerk in die Kunst- und Architekturgeschichte wird am Beispiel Johannisthals diskutiert.