Historik und Systematik
Friedrich Theodor Vischers Bemerkungen zur Kunst und Theorie der Künste im neunzehnten Jahrhundert
Der Kunstkritiker und -theoretiker Friedrich Theodor Vischer war ein zu seiner Zeit vielgelesener und oft (manchmal heimlich) zitierter Autor. In diesem Jahrhundert ist er weitgehend in Vergessenheit geraten. Das Faszinierende an seinen Schriften ist die enge Verbindung von künstlerischer Betrachtung und theoretischem Entwurf, die ihn in seinem Spätwerk über die anschauliche Vergegenwärtigung der Kunst zu einer Symboltheorie gelangen läßt und zu einem der Gründerväter der Einfühlungsästhetik macht.
Sein politischer Einsatz im Vormärz hat ihn zu einem Verfechter des politischen Bildes, einer tendenziellen Historienmalerei, werden lassen und ihn Professorenamt und Würde gekostet. Seine Mitgliedschaft im Frankfurter Paulskirchenparlament raubte ihm auch die letzten linksliberalen Illusionen. Nach 1848 wird der individuelle und nicht mehr politische Mensch und sein Verhältnis zur gemalten Landschaft Gegenstand seiner Interessen.
Vischer ist es, der den idealistischen Schönheitsbegriff letztlich zu Grabe trägt. Schönheit als solche gibt es nicht. Sie ist das Produkt eines wahrnehmenden Bewußtseins, sie ist symbolisch.