Anjali Pujari, Stefan Soltek, Gabriela Schlick-Bamberger (Hg.)
Im Glauben an das Exquisite
Siegfried Guggenheim (1873–1961) – Ein jüdischer Mäzen der Buch- und Schriftkunst
Der Rechtsanwalt und Notar Dr. Siegfried Guggenheim (1873–1961) hat in Offenbach am Main ein einzigartiges Kapitel deutsch-jüdischer Kulturgeschichte in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in wichtigen Teilen mitgeschrieben. Durch das Zusammentreffen des langjährigen Vorstandsmitglieds der jüdischen Gemeinde und des evangelischen Schriftkünstlers Rudolf Koch entstand nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch ein intensiver Austausch. Koch und sein Kreis schufen, sei es als Auftragsarbeit oder Freundesgabe, für Guggenheim exzellente Werke der Buch- und Schriftkunst in Form von Handschriften und Ritualobjekte für die häusliche Sederfeier an Pessach. Insbesondere die Offenbacher Haggadah ist ein Zeugnis tätiger Religiosität und künstlerischer Leidenschaft. Das unvergleichliche Konvolut von Kunstwerken repräsentiert somit die Gestaltung von Schrift- und Kultusgeräten zwischen Historismus, Jugendstil und Expressionismus. Siegfried Guggenheims Leben war nicht nur bestimmt durch ein Mäzenatentum, er teilte auch das Schicksal, das vielen deutschen Juden im Dritten Reich beschieden war: Er musste aus Offenbach 1938 emigrieren und lebte dann bis zu seinem Tod 1961 in New York.
An ihren Ehrenbürger Siegfried Guggenheim erinnert die Stadt Offenbach anlässlich dessen 50. Todestages mit einer Ausstellung (3.8.–30.9.2011) und einem Katalog über sein Leben und Wirken.