Kinder der Kunst: Genetische Fälle in literarischer Behandlung
Zu einigen Romanfiguren bei Goethe, Emile Zola, Machado de Assis, Thomas Mann, García Márquez und Michel Tournier
Seit einigen Jahren hat eine der ältesten Fragen der Menschheit durch eine der jüngsten und erfolgreichsten Disziplinen der Naturwissenschaft eine Aktualität erhalten, durch die Mythologie und Ethnologie, Biologie und Medizin auf spektakuläre – natürlich auch spekulationsträchtige – Weise miteinander verbunden werden. Chimären könnten vielleicht schon bald gezüchtet werden – Kentauren und Sirenen noch nicht. Medusen und Hydras scheinen einstweilen kein Forschungsziel. Der Gewinnung und Vervielfältigung nach Erbanlagen identischer Zwillinge scheinen kaum noch Grenzen gesetzt. Fänden Astronomie und die Verfahren des Klonens zusammen, so könnten vielleicht bald ganze Milchstraßen neu benannt werden: nach dem Beispiel der Dioskuren Kastor und Pollux. Frohe Botschaft auch für Hiob, den großen gottesfürchtigen Dulder des Alten Testamentes, der alle seine Kinder durch einen einzigen Schicksalsschlag verlor. Ihm könnte vielleicht schon bald rascher geholfen werden als durch die mühselige zweite Geburtenfolge, wie sie die Bibel beschreibt. Noch kein Pardon hingegen in Sicht für Ödipus!