Kirchenbilder
Der Kirchenraum in der holländischen Malerei um 1650
Die Studie widmet sich dem Genre des Kircheninterieurs in der niederländischen Malerei, namentlich Gemälden von Gerard Houckgeest, Hendrick van Vliet und Emanuel de Witte. Sie entwickelten in Delft um 1650 einen neuen Bildtyp, der Kircheninnenräume in dynamischer Schrägsicht inszenierte. Diese Arbeit verfolgt das Wechselspiel von Faktoren, die zur Ausprägung dieser spezifischen Form des Kircheninterieurs beigetragen haben. Ein weiterer Fokus liegt auf dem kultur- und religionsgeschichtlichen Hintergrund in der Stadt Delft. Beispielhaft für die Frühe Neuzeit kristallisiert sich hier die Problematik ihrer konfessionellen Pluriformität: Minderheiten und eine starke katholische Mission trafen auf den Anspruch der reformierten "Öffentlichkeitskirche". Die Frage konfessioneller Legitimität erweist sich dabei als entscheidend. Gemalte "Kirchenbilder" konnten als Argumente innerhalb dieses konfessionellen Diskurses dienen, andere Werke werden als künstlerische Reflexion auf die Tatsache interpretiert, dass konfessionelle Aneignung form- und gestaltbar war.