Kriterien und Funktionen der Denkmalkritik
Das Beispiel der monumentalen Bismarck-Denkmäler 1900-1914
Die Arbeit thematisiert die Tragweite kunstkritischer Denkmaldebatten im Zusammenhang der künstlerischen Umbrüche der Moderne um 1900. Auf Basis eines systematischen Quellenstudiums werden die Kontroversen um drei exemplarische Großprojekte nachgezeichnet: Das 1901 eingeweihte Bismarck-Nationaldenkmal vor dem Berliner Reichstag, der 1906 fertiggestellte Bismarck-Roland am Hamburger Elbufer sowie das von 1907-13 geplante Bismarck-Nationaldenkmal bei Bingen am Rhein. Die vergleichende Analyse zeigt die Paradigmenwechsel der Denkmaldebatten im Spannungsfeld von nationaler Begeisterung und kultureller Modernisierung auf: Das obrigkeitlich verordnete, akademisch instrumentierte Berliner Denkmal von Reinhold Begas wurde um 1900 zum Katalysator für eine Kritik an der staatlichen Kunstpolitik, die auf eine grundlegende Erneuerung der Denkmalskunst drang. Diese manifestierte sich in den Augen der Reformer in dem neuartigen monumental-architektonischen Bismarck-Roland in Hamburg, der als Durchbruch zu einer zugleich modernen und national gesonnenen Denkmalskunst galt. Der Bingener Wettbewerb wurde vor dem Ersten Weltkrieg zum entscheidenden Prüfstein dieser monumental-architektonischen Denkmalästhetik, die sich indessen zuletzt als nicht konsensfähig erwies: Nach jahrelangen Querelen wurde das Denkmal schließlich nie gebaut.