Versteckte Selbstenthüllungen moderner Künstler
Die Selbsterkenntnis, die man bereits seit der Antike jedem Menschen abverlangt hat, ist als Forderung in der Moderne speziell von Goethe und von Nietzsche abgewiesen worden, weil sie ohne Schädigung des Ich nicht möglich sei. Nur mit der Assistenz eines Vertrauten, so empfahl schon Sokrates, sei diese ungeliebte Prüfung durchführbar.
Erst Kant hat diese Mitwirkung des Partners so verschärft, daß er ihm unterstellte, den Prüfling besser zu verstehen, als sich dieser selbst verstand. Bei dieser Hermeneutik, die von Schleiermacher über Dilthey bis zu Heidegger verfolgt wird, sucht der Interpret das Ungesagte aufzuspüren. Runges „Lehrstunde der Nachtigall“ entpuppte sich so als Auseinandersetzung zwischen Eros und Anteros, die von Psyche neu entschieden wird, womit der alte Mythos eine Umkehrung erfährt.
Caspar David Friedrich hielt geheim, daß er den Teschener Altar zunächst als säkulares Werk für „seinen“ König angefangen hatte, so daß er sich viel Kritik (auch unverdiente) seiner Zeitgenossen zuzog. Auch für Andersen, Manet, Franz Marc, für Proust, Max Ernst, Paul Klee und Beckmann werden aus ihren eigenen Äußerungen oder ihren Quellen die Belege für bisher Verborgenes entdeckt.
Bei Barlachs Domengel in Güstrow läßt sich durch die Abteilung von Engelsplastiken erweisen, was der Schwebende bedeutet und warum ihm Barlach diesen Namen gab.