Von wahren Kunstwelten
Szenographie im DEFA-Märchenfilm
Viele Märchenfilme aus der DDR erfreuen sich seit ihrer Entstehung einer ungebrochenen Beliebtheit und sind bis heute feste Größen im deutschen Fernseh- und Kinoprogramm geblieben. Die analogen Märchenwelten der Geschichte vom kleinen Muck (1953), der Frau Holle (1963) und der Gritta von Rattenzuhausbeiuns (1985) vermögen noch immer, ein an digitale Perfektion gewöhntes Publikum zu begeistern. Und was wäre die Adventszeit ohne das Wintermärchen schlechthin: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1974)?
„Von wahren Kunstwelten“ gibt einen umfassenden Einblick in die Märchenfilmproduktion aus den Babelsberger Filmstudios von 1950 bis zur Wende. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen dabei die fantasievollen Spielräume, die in den Ateliers, auf dem Freigelände des Studios und an Außendrehorten in der gesamten DDR für die etwa fünfzig Adaptionen inszeniert worden sind. Dieses Buch spürt jenen Inspirationsquellen und Bildtraditionen nach, derer sich DEFA-Szenenbildner vom burgundischen Mittelalter über die Deutsche Romantik bis hin zum Expressionismus bedienten und diskutiert diese in Bezug auf die kulturellen Debatten ihrer Zeit. Zudem dokumentiert das Buch wichtige Entwicklungsschritte bei der Konstruktion vordigitaler Filmräume und bietet so weitaus mehr als einen szenographischen Filmführer.