Zeitgenössische Werke marokkanischer Künstler
Traditionsverankerung und emanzipatorische Bestrebungen
Nicht nur in Deutschland sind die Werke marokkanischer Künstler nahezu unbekannt. Was sind die Gründe? Ist es der Alleinvertretungsanspruch des Westens in Sachen Kunst oder, wie Enwezor betont, die Unfähigkeit der westlichen Avantgarde, künstlerische Modernität außerhalb des Okzidents zu begreifen? Ist es die rätselhafte Zeichensprache einer islamischen Ästhetik, die dem europäischen Betrachter den Zugang erschwert, deren immanente Spiritualität jedoch Klee bewunderte, und deren metaphysische und kosmologische Vorstellungen dem von Kandinsky postulierten "Geistigen in der Kunst" entsprechen?
Das Verdienst dieser Studie ist es, die scheinbar so fremd wirkenden Arbeiten marokkanischer Künstler für den westlichen Rezipienten erschließbar zu machen dank einer erstmaligen fundierten Form- und Inhaltsdeutung. Erkenntnisfördernd hierbei ist der mehrfach geführte Vergleich mit europäischen Vorbildern wie Klee, Kandinsky, Bissière u.a. Angesichts der gegenwärtigen Debatte um nicht-westliche Kunst und deren Auswahl- und Bewertungskriterien im Westen ist dieses Buch von besonderer Aktualität.
Künstler: Ahmed Cherkaoui, Farid Belkahia, Mohammed Melehi, Houssein Miloudi, Mohammed Chebâa, Mehdi Qotbi, Mohammed Kacimi, Khalil El Ghrib, Fouad Bellamine, Mahi Binebine, “mounir fatmi”, Hassan Echair, Safâa Errouas, Mohamed El Baz, Dounia Oualit, Lalla Essaydi
Aus der Presse: „Der Autor widmet sich mit der Dissertation einem nahezu unbehandelten Thema. Trotz der gebotenen Kürze schafft er es, in die Thematik einzuführen und dem Leser westlicher Prägung fehlende Bewertungskriterien für islamische Ästhetik zu vermitteln. Er konstruiert ein schlüssiges Bild über den Standpunkt zeitgenössischer marokkanischer Kunst. Durch Interviews mit einheimischen Künstlelrn, Galeristen, Lehrern und Kuratoren erzeugt Hunsinger einen authentischen Eindruck von marokkanischer Kunst und ihren Bezügen zwischen Orient und Okzident.(...) Die Studie trägt dazu bei, die kulturellen Barrieren im Kunstverständnis zwischen Orient und Okzident zu überwinden und fördert das Verständnis des aktuellen, von gesellschaftlicher Relevanz geprägten Kunstgeschehens im Maghreb.“ Anna Vomland, Journal für Kunstgeschichte 1/2009