Batterien der Lebenskraft
Zur Geschichte der Dinge und ihrer Wahrnehmung im 19. Jahrhundert
Die Dingwelt wird im 19. Jahrhundert neu erfahren: Nicht mehr in einem natürlichen Zusammenhang, sondern indirekt und fragmentarisch. Soziale Veränderungen zeichnen sich so gut wie ästhetische auf der Folie der Dingwahrnehmung ab. Die Arbeitsprodukte werden „sinnlich übersinnliche Dinge“; es verwandeln sich aber auch die Phantasien, die auf die Dinge projiziert werden. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts sind es alte Vorstellungen, die benutzt werden, die neuen Realitäten zu begreifen – der Schatz des Märchens verwandelt sich zur Ware, die kristallinen Utopien der Romantiker enden im Londoner Kristallpalast.
Die Verwandlungsmacht des Geld- und Warenverkehrs gerät erst mit Balzac, Marx oder Baudelaire in den Blick; die zirkulierenden Dinge erfordern eine neue Wahrnehmung.
Christoph Asendorf beschreibt diesen für die Moderne zentralen Vorgang der Verwandlung einer substantiellen Gegenstandswelt in Abstraktion und den Versuch ihrer Rückführung unter den neuen Bedingungen der warenproduzierenden Gesellschaft. Das geschieht weniger als philosophische oder soziologische Reflexion, die Veränderung der Erfahrung wird vor allem mit Belegen aus Literatur, Kunst und Alltagsleben dargestellt.