Hermann Bahr
Gottfried Schnödl (Hg.)
Bildung
Essays
„Betrachtet man die Gegenwart, so wird zuletzt immer die Klage laut, es fehle uns an Cultur; mag der Einzelne Schönes leisten, im Ganzen sind wir schlecht.“
„Wollen wir Cultur, so müssen wir zuerst wieder Weise, Künstler und Helden haben. So stösst die Zeit, wo man sie auch angehen mag, immer wieder den Byron'schen Ruf aus: I want a hero.“
An thematischer Breite übertrifft der Band „Bildung“ frühere Sammlungen - der um 1900 bereits weitgehend als Kulturjournalist etablierte Bahr wagt sich hier noch weiter über das Feld im engeren Sinn künstlerischer Themen hinaus, ohne darüber aber Fragen der Architektur, bildenden Kunst oder Literatur zu vernachlässigen. Der Titel und das breite Spektrum der Themen sind – auch hinsichtlich folgender Essaysammlungen wie dem „Buch der Jugend“ (1908) oder der „Sendung des Künstlers“ (1923) – programmatisch: die Vielfalt der Texte entspricht hier dem Befund ebenso wie dem Wunsch nach einer inneren Vielfalt des gebildeten Menschen. Dass diese Vielfalt ähnlich wie bei manch anderem „Modernen“ immer wieder auch unter dem Aspekt der Entfremdung wahrgenommen und kritisiert wird, macht die „Bildung“ zu einer abwechslungsreichen und kulturgeschichtlich ergiebigen Lektüre.