Picassos Purpur-Periode
1944–1953
Nach seinem Parteieintritt 1944 betrauen die französischen Kommunisten Genosse Picasso mit Propagandaaufgaben und verschaffen ihm so eine kunsthistorisch einzigartige Breitenwirkung, wie er sie weder mit der Blauen oder Rosa Periode noch mit dem Kubismus oder "Guernica" hatte. Zugleich regt ihn das problematische Engagement zu Bildgestaltungen und Medieninszenierungen an, mit denen er seine Kunst auf überraschende Weise weiterentwickelt.
Auf die lästigen Forderungen der mächtigen Partei nach einer volksnahen, kämpferischen Kunst reagiert Picasso mit Bildern, die politisch so brisant sind, dass sie auf die Titelseiten sämtlicher Tageszeitungen kommen, in ihrer Vielschichtigkeit aber aus dem Kubismus, aus Comics sowie älterer allegorischer Malerei schöpfen und Strategien der Pop Art vorwegnehmen. Bei aller Praxisnähe behauptet Picasso seine Unabhängigkeit; selbst Propagandaauftritte verwandelt er in situationistische Aktionen. Als Held eines mediterranen Urlaubskommunismus soll er Teile des Bürgertums für die stalinistische Arbeiterpartei gewinnen ? und wird dabei zum Pionier einer heute üblichen Kunstvermarktung.
Anhand von zeitgeschichtlich aufschlussreichem Quellenmaterial (Interviews, Leitartikel, Karikaturen, Filme, Plakatkampagnen usw.) beleuchtet Loel Zwecker, wie Genosse Picasso Qualitäten des Hofkünstlers und Malerfürsten so geschickt mit jenen des Kunststars und Markenzeichens verbindet, dass er bis heute für eine ganz besondere Mischung aus Komplexität und Eingängigkeit steht und als Modell für innovative Image- und Werbekampagnen dient.
"... detailliert, sehr gut recherchiert und dabei immer spannend geschrieben." die tageszeitung
Loel Zwecker, Dr. phil., ist als Autor und Übersetzer tätig und Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.