Katharina Bott (Hg.)
Rudolf Bys Fürtrefflicher Gemähld- und Bilder-Schatz
Die Gemäldesammlung des Lothar Franz von Schönborn in Pommersfelden
1894, also vor über einhundert Jahren, wurde die von Kurfürst Lothar Franz von Schönborn (1655–1729) um 1705 begonnene Gemäldesammlung der Grafen von Schönborn zum letzten Mal in einem Katalog erfaßt. Dem Kunst- und Musikhistoriker Theodor von Frimmel, der sich dieser Aufgabe annahm, stand nur ein Katalog von 1857 zur Verfügung, aus dem er zahlreiche Irrtümer tilgen mußte. Der erste in Deutschland erschienene Galerie-Katalog von Rudolf Bys (1662–1738), der viele Rätsel um Zuschreibungen hätte lösen können, war für Frimmel nicht verfügbar.
Der Bys-Katalog, 1719 in geringer Auflage im Privatdruck erschienen, war bereits 1721 eine Rarität; heute existiert er nur noch in zwei gedruckten Exemplaren: In der Staatlichen Bibliothek Ansbach und in der Staatsbibliothek Bamberg. Alle Nachforschungen haben ergeben, daß das Byssche Inventar auch heute noch das zuverlässigste Zeugnis zur Inventarisierung der einzelnen Gemälde der Schönbornschen Sammlung ist. Mit Hilfe der technischen Möglichkeiten, wie Fotografie und Computereinsatz, kann heute anhand des so überaus wichtigen Gemäldekataloges von Bys aus dem Jahre 1719 und dem Vergleich mit Frimmels Publikation verdeutlicht werden, daß sich zwei Drittel der von Bys beschriebenen Werke nach wie vor in der Sammlung der Grafen Schönborn befinden. Zieht man, wie die Herausgeberin Katharina Bott es tut, ein von Salomon Kleiner 1728 fertiggestelltes Stichwerk hinzu, so kann man die Galerie Franz von Schönborns sowohl inhaltlich als auch formal fast vollständig rekonstruieren.