Die kleinen Freuden des großen Friedrich - Thomas Fischbacher über das Liebesleben Friedrichs II. in Kunst und Geschichte
König Friedrich II. von Preußen (1712–1786) liebte Männer. Die Homophilie Friedrichs des Großen war schon zu seinen Lebzeiten weithin bekannt, Zeugnisse darüber gab es nicht nur aus höfischen Kreisen, sondern auch vom Alten Fritz selbst. Standesgemäß verfasste dieser sein Bekenntnis in der verfeinerten Sprache der Kunst: Er erwarb eine antike Großbronze des Antinous, damals eine hochmoderne Ikone männlicher Homosexualität, und plazierte sie an prominenter Stelle vor sein Arbeitszimmer auf die Terrasse seines Schlosses Sanssouci. Den mit der Bildsprache der Zeit vertrauten Besuchern gab sie dort unmissverständlich Auskunft.
Das Schicksal dieser Bronzestatue, heute als „Betender Knabe“ bekannt, ist mit ihren vielen Umbenennungen und wechselnden Besitzern auch ein Stück Geschichte der Homosexualität in der Frühen Neuzeit. Der Vortrag zeichnet daher zum einen exemplarisch das Werden und Vergehen dieser Ikone nach. Zum anderen zeigt er, wie Friedrich in der Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts lange mit Erfolg zu einem deutschen Idol ohne Geschlechtsleben umgedeutet wurde und warum er erst wieder zu seinem 300. Geburtstag „Der schwule Fritz“ genannt werden konnte.
Veranstaltungsinformation:
Die kleinen Freuden des großen Friedrich - Thomas Fischbacher über das Liebesleben Friedrichs II. in Kunst und Geschichte
am 2. Oktober 2012 um 19:30 Uhr im Künstlerhaus Nürnberg (Glasbau 2. OG, Königstraße 93, 90402 Nürnberg). Der Eintritt ist frei.
Eine Veranstaltung von Queer Culture Nürnberg e.V.
Nachricht veröffentlicht am 13.09.2012